Erfolgreich Verwaltung aufbauen:
Einsichten aus der Finanzverwaltung in Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung

Nadja Dwenger
(Universität Hohenheim, CEPR & CESifo)
Anna Gumpert
(LMU, CEPR & CESifo)

Projektbeschreibung

Wie lässt sich eine funktionsfähige Finanzverwaltung aufbauen? Die Finanzverwaltung setzt die Steuergesetze durch und stellt das Steueraufkommen sicher. Nur so lassen sich öffentliche Güter finanzieren. Die Finanzverwaltung ist also entscheidend für die Fähigkeit eines Staates, seine Aufgaben zu erfüllen. Dennoch ist kaum erforscht, wie sich eine effiziente Finanzverwaltung in Staaten aufbauen lässt, in denen sie fehlt.

Unser Forschungsprojekt zielt darauf ab, das Verständnis solcher Aufbauprozesse zu verbessern. Hierzu untersucht das Projekt erstmals empirisch die verschiedenen Strategien, die ergriffen wurden, um die Finanzverwaltung in den ostdeutschen Bundesländern in den 1990er Jahren aufzubauen.

Wir haben detaillierte Informationen zur Verwaltungshilfe zusammengetragen, die westdeutsche Finanzämter nach der Wiedervereinigung für Finanzämter in Ostdeutschland geleistet haben. Die Hilfe umfasste Schulungen ostdeutscher Beschäftigter, Abordnungen von westdeutschen Finanzbeamten und Versetzungen.

Ziel unserer Untersuchung ist zu verstehen, wie effektiv die verschiedenen Maßnahmen sind, um eine Finanzverwaltung aufzubauen. Verwaltungshilfe wird gemeinhin genau auf die Bedürfnisse vor Ort zugeschnitten und ist daher endogen. Wir nutzen die Wiedervereinigung als einzigartigen historischen Kontext zur empirischen Identifikation: den ostdeutschen Bundesländern wurden westdeutsche Partnerländer zugeordnet; die geleistete Verwaltungshilfe hing von deren Finanzlage und Personalstärke ab und daher von Faktoren, die exogen zur Lage in den ostdeutschen Bundesländern waren. Dies erlaubt uns, erstmals einen kausalen Zusammenhang auf Ebene der Finanzämter zu identifizieren und zu ermitteln, welche Strategien besonders geeignet sind, um eine Finanzverwaltung aufzubauen.

Dieses Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.